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Motivario - Lehren, Coachen, Sprechen

Psychische Erste Hilfe

Hilfe in Krisensituationen

Über das Österreichische Jugendrotkreuz (ÖJRK) bieten Frau Mag. Hetzenauer und Ich (Team Phänomental) in Schulen der Sekundarstufe 1 und 2 Workshops zum Thema „Psychische Erste Hilfe“ an. Der didaktische Aufbau dieser Workshops orientiert sich klar nach dem einfach zu merkenden Handlungsprinzip der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Look, Listen, Link. Es geht darum hinzuschauen, eine Situation einzuschätzen, hinzuhören und falls erforderlich eine Weiterleitung an professionelle Hilfskräfte / Einsatzkräfte sicherzustellen. Die wichtigste Botschaft des gesamten Workshops lautet, dass JEDE*R helfen kann! Es braucht KEINE professionelle Ausbildung oder gar die Kenntnis einer diagnostischen Einschätzung! Der Workshop soll helfen Barrieren bzw. Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen und Krisensituationen abzubauen und diese als ganz natürliche Erscheinung des Menschen anzunehmen, die gerade an Wendepunkten ihres Leben stehen.

Bei der Psychischen Ersthilfe wird zwischen der psychosozialen Krise und dem psychiatrischen Notfall unterschieden. Der wohl deutlichste Unterschied liegt in der Dringlichkeit. Während bei der psychosozialen Krise oft Gespräche und ein offenes Ohr (z.B. eine schlechte Note, ein trauriges Ereignis in der Familie, etc.) für die Erstversorgung schon ausreichen können und etwas mehr Zeit zur Verfügung steht, ist beim psychiatrischen Notfall unmittelbares Handeln gefragt. Betroffene Personen zeigen häufig selbst- oder fremdgefährdendes Verhalten, was sie selbst oder helfende Personen in lebensgefährliche Situationen bringen kann. In diesem Fall ist die Rettungskette mit der Alarmierung der Einsatzkräfte (Polizei, Rettung) sofort in Gang zu setzen. Entscheidend ist in solchen Situationen auch immer der Selbstschutz vor dem Fremdschutz, denn Erste Hilfe kann nur dann erfolgreich gelingen, wenn man gut auf sich selbst und die eigenen Ressourcen achtet.

Ein großes Thema im Workshop bildet außerdem das Thema Suizid, denn vor allem Jugendliche und alte Menschen sind die am häufigsten betroffenen Personengruppen. In Österreich sterben im Jahr dreimal mehr Menschen an Suiziden als bei Verkehrsunfällen, 2021 waren es über 1.900 Suizide lt. österreichischem Suizidbericht. Doch nicht jeder Gedanke an den Suizid ist gleich als Bedrohung einzustufen. Gerade im Jugendalter, bei der die Endlichkeit des eigenen Lebens verstärkt ins Bewusstsein tritt sind Gedanken an den Tod völlig normal und auch Teil einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung. Auch die Hormone wirbeln in dieser Zeit den Körper ganz schön durcheinander: Positive Ereignisse können eine starke Euphorie auslösen, negative Vorkommnisse werden vielleicht als besonders erschütternd oder deprimierend wahrgenommen. Wachsam sollten helfende Personen dann werden, wenn sich ein Mensch über einen längeren Zeitraum auf körperlicher Ebene (z.B. Gewichtsverlust), kognitiver Ebene (z.B. Konzentrationsschwäche, Leistungsabfall) oder auf der Verhaltensebene (z.B. sozialer Rückzug, getrübte Stimmungslage) stark verändert. In dieser Situationen können Suizidgedanken eine gefährliche Eigendynamik entwickeln und im Extremfall sogar den frontalen Cortex (Bewusstsein), was zu einem Tunnelsyndrom führt und den Suizid immer weiter in den Fokus der betroffenen Person als möglichen Ausweg rückt.

Psychische Erste Hilfe sollte also keine große Sache sein, die einer intensiven Vorbereitung bedarf, aber sie sollte immer im Abgleich mit dem eigenen Bauchgefühl stattfinden, denn das ist gerade in solchen Situationen ein guter Richtungsweiser.

Motivierende Grüße,
Mario Stöger

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