Psychosoziale Beratung vs. Esoterik
Wie sich Beratungsdienstleistungen voneinander unterscheiden!
Beratung ist nicht gleich Beratung! Und deshalb beschäftigt sich diese Ausgabe meines Blogs mit den vielfältigen Angeboten, die auf dem Beratungsmarkt kursieren. Ich möchte einen Versuch unternehmen, Ihnen zu erklären, wie Sie fundierte, psychosoziale Beratung von Dienstleistungsangeboten aus der Esoterik bzw. New Age-Schiene unterscheiden können. Außerdem behaupten viele, dass sie ja mittlerweile selbst über genügend Lebenserfahrung verfügen, um anderen Menschen beraten zu können. Wenn das so wäre, könnten wir dann nicht alle in diesem Segment arbeiten?
Menschen suchen Hilfe auf unterschiedlichsten Wegen und Ebenen. Meist wählen sie das, was am Schnellsten zu einer Verbesserung der momentanen, meist unbefriedigenden Situation beiträgt und nebenher den größten, persönlichen Nutzen verspricht. Das ist ein völlig normaler, psychologischer Mechanismus, der in einem Menschen aktiv wird, schließlich möchte er immer gerne in seinem Zustand des Gleichklangs, im Fachjargon „Homoöstase“ bleiben und Anstrengung weitestgehend vermeiden. Besonders in unsicheren Zeiten, wie wir sie momentan erleben boomt die Esoterik, denn sie bedient sich genau diesem Mechanismus – Sie verspricht schnelle Veränderungen in kurzer Zeit, scheinbar mühelos. Und genau jetzt wo ich diesen Blog-Artikel verfassen möchte, kommt mir im aktuellen Spektrum Psychologie ein spannender Artikel dazu unter, der sich genau diesem Thema widmet und mich in meinen Aussagen bestätigt.
Es steht natürlich jedem Menschen völlig frei das Angebot am Beratungsmarkt auszuwählen, welches einem persönlich am Meisten zusagt und womit man sich selbst am Besten identifizieren kann, denn alleine das ist schon ein Garant für die persönliche Veränderung / Weiterentwicklung und Besserung der momentanen Situation des oder der Hilfesuchenden. Wege zum Ziel gibt es viele, doch welcher ist der richtige Weg für mich?
Das Berufsfeld der Lebens- und Sozialberater*innen erfreut sich größter Beliebtheit und immer mehr Menschen machen eine berufsbegleitende Ausbildung in diesem Bereich, denn sie alle möchten Menschen beraten oder coachen, wie man heute in vielen Bereichen zu sagen vermag. Grundsätzlich ist diese Berufsbezeichnung ein geschützter Begriff, denn nur wer dieses Siegel trägt, darf rein rechtlich gesehen in Österreich beraterische Dienstleistungen anbieten. Die Standesvertretung ist die Wirtschaftskammer und alle anderen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die diese Bezeichnung nicht tragen, dürften demzufolge auch nicht beraten. Doch wenn man den Beratungs-Begriff ein bisschen umformuliert, wird er zu einer „Begleitung“, einer „Unterstützung“ oder zu einer „Reise zu sich selbst“, womit man sich doch irgendwie wieder in den rechtlichen Graubereich schummeln kann – Meisterlehre könnte man es nennen. Dass das nichts mehr mit wissenschaftlichen, empirischen Hintergründen zu tun hat liegt wohl auf der Hand.
Psychosoziale Beratung folgt hingegen einem Ausbildungscurriculum, dass sogar erst im letzten Jahr 2022 grundlegend reformiert wurde. Man wollte damit, nach über 30 Jahren, dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen und veränderte Lebensumstände in die neue Ausbildungsverordnung integrieren. Auch immer mehr Fachhochschulen bieten mittlerweile Lehrgänge zur Psychosozialen Beratung an und möchten damit auch den wissenschaftlichen Background fördern und vorantreiben. Wer psychosoziale Beratung auf dem Markt anbietet, muss bei der Gewerbeanmeldung eine beträchtliche Anzahl an Selbsterfahrungsstunden nachweisen, denn wer künftig an und mit Menschen arbeiten möchte, muss natürlich zunächst sich selbst kennen. Genau darin besteht meiner Meinung nach auch der Unterschied zwischen Nachbarschaftshilfe bzw. Küchenpsychologie und wirklich fundierter Beratungsdienstleistung. Wer glaubt, dass Beratung darin besteht, ein paar Tipps zur Verbesserung der aktuellen Lebenssituation zu geben, der irrt sich. Es braucht psychologisches Grundverständnis und Hintergrundwissen, Feingespür und Empathie um Kundinnen und Kunden in ihrer aktuellen Verfassung zu begreifen und ganzheitlich betreuen zu können, alle Ebenen des menschlichen Seins wollen angesprochen werden.
Hier einige Merkmale, bei denen Sie erkennen können was psychosoziale Beratung von Esoterik-Angeboten unterscheidet:
- Achten Sie auf die Ausbildungsdauer der Beraterinnen bzw. Berater und auf das Ausbildungsinstitut bei der die Ausbildung absolviert wurde und fragen Sie auch nach! Die Ausbildungsdauer unterscheidet sich enorm und reicht von nur wenigen Wochen oder Monaten bis hin zu einem richtigen Studium von bis zu drei Jahren. Es ist vermutlich selbsterklärend, wer das umfassendere Know-How vorweisen kann! In diesen kurzen Ausbildungen lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel Theoretisches, aber wenig Didaktisches, also WIE Beratung funktioniert, wie man einen Menschen in einer lebensverändernden Situation professionell betreut, wie man ein Profiling erstellt, welche Stolpersteine es im Laufe des Prozesses geben könnte und vor allem was die Konkurrenz auf dem Markt anbietet, denn auch das sollte im Eigeninteresse und der Positionierung in diesem Segment erfolgen. Weiters boomen die Online-Ausbildungen – es wird also die Ausbildung online angeboten und in weiterer Folge auch online an die Kundinnen und Kunden weitergegeben, doch lebt gerade Beratung nicht eigentlich von der persönlichen Begegnung?
- Die Beraterinnen bzw. Berater verlangen unverschämt hohe Geldsummen, für die Dienstleistungen die sie anbieten.
- Sie werben damit, dass man selbst ein Teil der großen Beraterinnen- bzw. Beraterfamilie werden könnte und innerhalb weniger Wochen fünfstellige Umsätze durch Coaching erzielen könnte (vergleichbar mit Multikanal-Marketingsystemen).
Ich möchte nochmal betonen: Der Markt ist frei und es obliegt jedem Menschen selbst, welches Angebot er letztendlich in Anspruch nehmen möchte, doch könnten wir nicht alle innerhalb weniger Wochen uns im Geldregen baden und uns scheinbar um nichts mehr sorgen müssen? Vermutlich hätten dann aber schon mehrere Menschen darauf reagiert und wären auf diesen Zug aufgesprungen, wenn doch alles NUR im Kopf stattfindet?
Was wäre ich im Mentaltraining wenn ich selbst davon nicht überzeugt wäre? Selbstverständlich lässt sich ein Mindset kreieren, dass die besten Ausgangsbedingungen für Erfolg schafft, doch das hat mit, wie es schon im Namen steckt TRAINING zu tun und kann einfach nicht von heute auf morgen passieren, denn die wahre Veränderung muss im Gehirn stattfinden. Es handelt sich also um einen Prozess, der eine engmaschige, fundierte Betreuung verlangt und der auch realistisch auf mögliche Durststrecken vorbereitet. Und nichtsdestotrotz braucht der tatsächliche Erfolg immer noch das Quäntchen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Wenn Sie also vorhaben, beraterische Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, rate ich Ihnen IMMER vorab zu einem Informationsgespräch. Machen Sie sich, am Besten persönlich selbst ein Bild von der Beraterin oder vom Berater und von den Methoden, mit denen er oder sie arbeitet. Holen Sie für Sie wichtige Informationen ein, fragen Sie nach und entscheiden Sie erst dann, ob das Angebot tatsächlich das Richtige für Sie darstellt. Schon in der Auseinandersetzung werden Sie merken, ob Sie sich wohl und gut aufgehoben fühlen. Es geht immerhin um Ihr Seelenhaus und Sie sollten genau darüber entscheiden, wem Sie das Vertrauen schenken möchten. Es ist im Grunde genommen wie bei einem kompetenten Arzt, der sich bewusst für einen Zeit nimmt – manchmal fühlt man sich einfach wohl und in seinem Anliegen gut verstanden – das sollte auch oder besonders für die Beratung gelten!
Nehmen Sie sich also Zeit, gehen Sie in sich und prüfen Sie genau, was für Sie das Richtige ist!
Alles Gute für diesen Weg und motivierende Grüße,
Mario Stöger